Schneller fiddeln – so steigerst du dein Tempo
Eines der häufigsten Themen, die in meinem Unterricht immer wieder aufkommen, ist die Frage: Wie kann ich es lernen, schneller zu spielen? Egal ob Irish Reel oder Bluegrass Tune – viele Stücke, die wir spielen möchten, sind einfach ziemlich flott, und der Wunsch, sie in der gleichen Geschwindigkeit wie auf CDs, bei Konzerten oder YouTube-Videos zu spielen, ist groß. Damit das gelingt, möchte ich euch ein paar Tipps geben, wie ihr auf der Fiddle schneller werdet und dabei weiter sauber spielen könnt.
1. Langsamkeit ist der Schlüssel
Der wohl wichtigste Tipp gleich vorweg: Bevor man etwas schnell spielen kann, muss man es langsam spielen können. Und das kann schwieriger sein, als man erstmal denkt! Wichtigste Übungshilfe dabei: das Metronom. Übt den Tune in einem Tempo, das ihr sicher beherrscht, und achtet darauf, dass ihr das Tempo über den ganzen Tune haltet und nicht z.B. in einfachen Passagen schneller und in schwierigen Passagen wieder langsamer werdet. Spielt den Tune so langsam, dass ihr alle Noten sicher und sauber trefft und präzise im Rhythmus bleibt. Wenn das klappt, könnt ihr das Tempo mit dem Metronom schrittweise steigern.
2. Die richtige Synchronisation von rechter und linker Hand
Wenn die Geschwindigkeit zunimmt, geraten oft rechte und linke Hand aus dem Takt. Hier kann euch diese Übung helfen: Wenn ihr den Tune spielt, macht vor jeder nächsten Note eine kleine Pause. Bevor ihr die nächste Note spielt, setzt bewusst den Finger an die richtige Stelle und bringt euren Bogen auf die richtige Saite. Ganz nach dem Motto: Bevor ihr einen Ton spielen könnt, muss dieser vorbereitet sein! Oft reicht schon ein Durchgang dieser Übung, um die Übergänge zwischen den einzelnen Noten viel sauberer zu machen.
3. Weniger Bogen nutzen
Je mehr Bogen ihr einsetzt, desto mehr müsst ihr arbeiten – und das macht das schnelle Spielen schwierig und oft unsauber. Eine ganz einfache Regel lautet: weniger Bogen = schneller spielen. Falls euch das schwer fällt: Probiert, leiser zu spielen, um ganz automatisch kleinere Bewegungen mit dem Bogen zu machen.
4. Saitenwechsel einfach gemacht
Bei schnellen Saitenwechseln, wie z.B. bei dem irischen Reel Drowsy Maggie, empfiehlt es sich, den Wechsel nur mit dem Handgelenk auszuführen und den Bogenarm möglichst ruhig zu halten. Üben könnt ihr solche schnellen Saitenwechsel z.B., indem ihr euch mit dem rechten Arm an eine Wand lehnt, damit der Oberarm sich nicht bewegen kann beim Spielen. Eine weitere Methode ist es, den Saitenwechsel mit zwei leeren Saiten zu üben und mit der freien linken Hand den rechten Unterarm festzuhalten, sodass die Bewegung aus dem Handgelenk kommen muss.
5. Betonungen und Bindungen im Blick behalten
Konzentriert euch auf die Noten, die besonders betont werden, wie die erste und fünfte Achtelnote in einem Reel. Wenn diese Noten präzise gespielt werden, fügen sich die übrigen Noten oft von allein harmonisch in den Rhythmus ein. Auch bei gebundenen Noten ist es wichtig, den Rhythmus beizubehalten. Wenn euch das schwer fällt: Siehe Punkt 1. und übt die Bindungen langsam.
6. Geduldig bleiben und Fortschritte feiern
Vergleiche mit anderen führen schnell zu Frust. Der Weg zur Schnelligkeit ist Übung und Geduld – und jede*r hat dabei sein eigenes Tempo. Fokussiert euch auf eure Fortschritte, egal wie klein sie erscheinen. Es kann helfen, eine Art Tagebuch zu führen und eure Beats per Minute (BPM) zu notieren. Wieder ein paar mehr BPMs auf dem Metronom geschafft? Feier dich!
Vielleicht helfen dir diese Übungen gepaart mit einer guten Portion Geduld dabei, dein Tempo auf der Geige nach und nach zu steigern und deine Lieblings-Tunes schon bald schneller spielen zu können. Probier es einfach aus und hab Spaß dabei! Ich freue mich über eure Rückmeldungen und wünsche euch viel Erfolg beim Üben.
Dieser Blogbeitrag ist eine Zusammenfassung der Podcastfolge #10 – Flink wie ein Wiesel! Du kannst sie dir hier oder auf deiner bevorzugten Podcastplattform anhören!