fiddle di du – der Podcast rund ums Fiddeln

Podcastfolge #10 – Flink wie ein Wiesel

Herzlich Willkommen zu Fiddle di du, dem Podcast rund um die Fiddle. Ich bin Ulli Buth, ich bin Fiddle- und Geigenlehrerin und Musikerin aus Hamburg, und in diesem Podcast spreche ich über alles rund um die Fiddle. Ich tauche ein in verschiedene Musikstile, ich verrate euch Tricks zum Fiddle spielen, ich führe Interviews mit weiteren Expert:innen und erzähle euch Geschichten rund um mein Lieblingsinstrument. Viel Spaß beim Lauschen!

Hallo, herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Fiddle di du, dem Podcast rund ums Fiddeln, und heute möchte ich mal über ein Thema sprechen, das mir im Unterricht immer wieder begegnet. Und zwar bekomme ich immer wieder die Frage gestellt: Wie kann ich es üben, schneller zu spielen? Nun ist es ja so, dass diese ganzen Tunes oder viele der Tunes, die wir spielen wollen, ob das nun ein Irish Reel ist oder ob das ein schneller Bluegrass Tune ist, oft sehr schnell sind. Und wir hören dann irgendwelche CDs, Aufnahmen oder sehen jemanden im Konzert oder auf YouTube und denken dann, oh das wollen wir auch und dann wollen wir es eben auch so schnell spielen. Aber das erfordert natürlich Übung und es ist manchmal gar nicht so einfach, diese vielen Noten wirklich in der Geschwindigkeit zu spielen, in der wir das gerne hätten. Und ja, ich möchte diese Folge einfach mal nutzen, um euch ein paar Tipps zu geben, wie man daran gehen kann, um seine Geschwindigkeit langsam zu steigern.

Ja, und dann bin ich im Prinzip schon beim ersten Punkt, nämlich Langsamkeit. Der Schlüssel zur Geschwindigkeit ist Langsamkeit. Ihr könnt einen Tune nur dann auch schnell spielen, wenn ihr ihn auch langsam spielen könnt. Und außerdem ist es wichtig, die Geschwindigkeit dann auch langsam zu steigern. Also in kleinen Inkrementen sozusagen. Ich empfehle euch dazu, nehmt erstmal ein Metronom zur Hand. Das ist oft gar nicht so einfach, mit dem Metronom zu spielen, aber es hilft einem wirklich; das Metronom ist gnadenlos, ihr werdet es sofort erkennen, wenn ihr nicht in time seid. Ich glaube, das habe ich in einer vorangegangenen Podcastfolge auch schon mal erwähnt, ihr wisst ja auch, wie wichtig mir Timing und Groove ist, also nehmt das Metronom zur Hand und stellt es mal auf eine Geschwindigkeit, in der ihr den Tune absolut problemlos spielen könnt, also wo ihr wisst, da fliegt ihr nicht raus, da macht ihr keine Fehler, der sitzt einfach bombenfest. Das mag vielleicht am Anfang dann erst mal sehr langsam sein, aber macht das. Und dann spielt ihr in dieser Geschwindigkeit mit Metronom den Tune und achtet mal darauf, ob diese ganzen kleinen Zwischentöne, Achtel, auch wirklich in time sind, und versucht nicht, den Tune zu hetzen. Oft wollen wir nämlich am Anfang erst mal mehr, als wir können, und hetzen dann, und die Kunst ist aber eben auch wie gesagt, den Tune langsam spielen zu können und die längeren Noten, die es ja auch gibt, auch dementsprechend aushalten zu können und dann dieses Mikro-Timing wirklich gut hinzukriegen, dass wirklich jede Achtel genau auf den Punkt ist da, wo sie hin soll. Und wenn das dann gut klappt, dann stellt das Metronom ein bisschen schneller. Wie gesagt nur ein bisschen, so ein paar Beats per minute, und dann übt ihr das wieder in dem Tempo und lasst euch wirklich Zeit damit und steigert die Geschwindigkeit langsam.

Kommen wir zum nächsten Punkt: Was passiert denn eigentlich, wenn wir einen Tune zu schnell spielen oder wenn wir ihn einfach schneller spielen, als wir es bisher können? Dann sind meistens die Übergänge zwischen den einzelnen Noten einfach nicht sauber. Das heißt, die rechte und die linke Hand, die sind nicht mehr synchron, und es gibt einen ganz einfachen Übungstrick, mit dem man seine Hände wieder, seine Finger wieder synchron kriegt, und das ist der folgende. Man nimmt sich das Stück vor, und dann spielt man jede Note einzeln, macht vor jeder nächsten Note eine Pause und setzt den linken Finger auf und packt den Bogen dahin, wo er sein muss, und spielt dann erst weiter. Ich möchte das gerne einmal kurz demonstrieren, anhand eines Tunes, der relativ bekannt ist und den ich auch oft in meinem Unterricht mache, und zwar ist das der Reel Drowsy Maggy und der ist ziemlich schnell, und die meisten wollen ihn auch ziemlich schnell spielen. Und ich nehme jetzt mal einen Takt daraus, und zwar immer den Schlusstakt, der geht so (…) Okay, und jetzt spiele ich ihn mal mit einer Pause vor jeder nächsten Note, und vor jeder Note setze ich den Finger bzw. bewege den Bogen dahin, wo er hin muss. Finger wegnehmen, Note spielen, Finger hinsetzen, Note spielen, Finger setzen, Note spielen, Finger wegnehmen, Note spielen, Finger setzen, Bogen kippen, Finger wegnehmen, Note spielen und wenn ihr das mal macht, mit einem ganzen Stück: Ihr macht vor jeder neuen Note eine Pause und bereitet diese Note vor. Und wenn ihr dann danach das Stück ohne Pause nochmal ganz normal durchspielt, werdet ihr merken, dass es schon sofort einen Effekt hat auf die Sauberkeit der Tonübergänge. Ich beobachte das immer wieder im Unterricht, wie effektiv das ist, und ich mach das selber tatsächlich auch immer mal wieder, wenn ich irgendwas sehr Schnelles spielen muss und ich merke es ist irgendwie, die rechte und die linke Hand finden dann nicht mehr so zueinander, dann mache ich diese Übung, einfach um mir bewusst zu machen, wie eigentlich der Ablauf ist. Die Note muss vorbereitet sein, bevor ich sie spielen kann, und das kann man super üben mit dieser Übung.

Okay, ich hab noch ein paar andere technische Tipps und einer ist ganz einfach: Benutzt weniger Bogen. Je mehr Bogen ihr benutzt, desto mehr müsst ihr arbeiten, und wenn ihr schnell spielt, müsst ihr sehr schnell streichen. Und wenn ihr jetzt ganz wenig Bogen nehmt, dann spielt ihr wahrscheinlich schon automatisch schneller. Wenn euch das schwer fällt, dann spielt einfach ein bisschen leiser und prompt werdet ihr weniger Bogen benutzen und vielleicht fällt ihr sogar automatisch schon schneller. Das sollte nicht unbedingt passieren, aber das ist oft so ein Effekt. Wie gesagt, die Bewegungen werden viel kleiner und ihr könnt auf einmal, es ist auf einmal überhaupt nicht mehr so anstrengend, so schnell zu spielen, als wenn wir jetzt mit ganz viel Bogen spielen und mit dem Bogenarm richtig arbeiten müssen und dann werden wir meistens auch flapsig und unsauber und ja, von daher ganz einfacher Tipp: Benutzt weniger Bogen.

Dann, auch bei Drowsy Magie zum Beispiel ist das so, das ist ein gutes Beispiel, wenn wir so Saitenübergänge haben, das ist auch in vielen Tunes haben wir diese Figuren, wo wir schnelle Saitenübergänge haben, bei Drowsy Maggie ist es dieser hier gleich im ersten Takt (…) ja, dieses immer zwischen der D und A Saite hin und her, und im klassischen Unterricht lernt man natürlich auch so ein bisschen, das man den Arm immer mitnehmen muss, wenn man jetzt zur nächsten Saite rübergeht, aber wenn man immer hin und her muss, dann lass den Arm, wo er ist – also den Bogenarm meine ich natürlich – und versucht, diesen Saitenübergang nur mit dem Handgelenk zu machen. Das kann ich im Podcast natürlich jetzt schwer zeigen. Aber üben könnt ihr das zum Beispiel, indem ihr euch mit dem rechten Arm an eine Wand lehnt, damit der Oberarm fixiert ist, und dann diese Saitenübergänge spielt und ihr diesen Wechsel also wirklich nur mit dem Handgelenk machen könnt, weil, wie gesagt der Oberarm ist fixiert und kann sich nicht bewegen. Das ist zum Beispiel eine Variante, oder wenn ihr jetzt den linken Arm frei habt, das heißt ihr haltet eure Geige mit dem Kinn fest und habt die linke Hand frei, um den rechten Unterarm festzuhalten, auch dann könnt ihr üben, die Saitenübergänge nur mit dem Handgelenk zu spielen. Es ist auch ganz gut, wenn man dann die Variation probiert, das man, also wenn man jetzt die D- und A-Saite hat, das man mit einem Abstrich anfängt, Abstrich D-Saite, Aufstrich A-Saite, dass man das auch mal wechselt, das man die D-Saite im Aufstrich hat und die A-Saite im Abstrich.

Gut ist es auch bei diesen Tunes, wenn man sich auf die Noten konzentriert, die betont sind, also meinetwegen in einem Reel immer die Noten auf der eins und auf der drei, und die anderen Achtel, die passen dann schon irgendwie dazwischen sozusagen. Bei Drowsy Maggie, ich geh mal in den B-Teil jetzt, wär das dann zum Beispiel (ich übertreibe jetzt) (…) ja, das sind die Noten, auf die ihr hin spielt, und wenn die immer im Timing sind, dann werden sich die anderen zurecht ruckeln, aber das ihr die im Blick habt sozusagen, dass ihr darauf hin spielt und dass ihr euch auf die Noten konzentriert.

Was ich auch öfters beobachte, ist das Schüler:innen Schwierigkeiten haben, das Timing zu behalten, wenn sie bestimmte Bindungen spielen oder überhaupt, wenn sie Bindungen spielen, dann werden auf einmal die Noten, die gebunden werden, schneller gespielt als die, wo der Strich getrennt gespielt wird. Und das muss man wirklich noch mal separat üben, also wenn ihr jetzt bisher auf Geschwindigkeit geübt habt, immer hin und her gestrichen habt, dann macht es danach noch mal mit den Bindungen, die ihr spielen wollt, denn die Bindungen sind ja ein ganz wesentlicher Teil beim fiddeln und wir wollen die auch gerne drin haben, aber es kann eben schwieriger sein, dann auch das Timing und die Geschwindigkeit mit den Bindungen hinzukriegen, ohne dass es dann eben anfängt zu wackeln. Das wäre dann jetzt, ich nehme jetzt nochmal den Schlusstakt von Drowsy Maggie (…) Ja, da habe ich jetzt eine Bindung rein gespielt und das ist halt wichtig darauf zu achten, dass trotzdem alle Achtel genau gleich lang sind, damit es dann auch dementsprechend im Timing stimmt und ihr das dann auch in der Geschwindigkeit so hinkriegt.

Das waren jetzt mal ein paar ganz technische Tipps, wie man mit der Geschwindigkeit vorankommen kann, wie man die üben kann, wie man es lernen kann, diese Tunes auch schneller zu spielen. Vieles ist beim Üben und beim Geige spielen aber auch Kopfsache und da möchte ich jetzt auch noch mal kurz darauf eingehen.

Das erste ist eigentlich etwas, das kennen wir eigentlich aus allen Lebensbereichen, vor allen Dingen in Zeiten von Social Media, nämlich, dass wir uns oft mit anderen vergleichen. Und dann hören wir so tolle Aufnahmen, sehen irgendwelche Cracks auf YouTube und denken, „oh der kann das so toll und so schnell spielen“, oder „die ist so super und ich will genauso spielen können wie die“ und machen uns aber in Moment nicht bewusst, wo dieser oder diese Spielerin herkommt und wie viele Stunden die geübt hat und dass wir natürlich an einem anderen Punkt stehen mit unserem Spiel. Und von daher wäre mein erster Tipp wirklich: Vergleicht euch nicht, ihr könnt nicht von jetzt auf gleich einen Tune in diesen irren Geschwindigkeiten spielen, und das müsst ihr ja auch gar nicht, also seid wirklich geduldig mit euch und konzentriert euch darauf, was ihr lernen wollt und macht euch bewusst, dass es einfach wirklich seine Zeit dauert und freut euch über die kleinen Fortschritte, die ihr mit Sicherheit machen werdet, wenn ihr dran bleibt und übt.

Ja genau, damit bin ich schon beim nächsten Punkt: Freut euch über kleine Fortschritte. Vielleicht könnt ihr ein kleines Tagebuch führen, dass ihr immer aufschreibt, okay, wie viele Beats per minute habt ihr heute geschafft, und am nächsten Tag schafft ihr vielleicht schon ein paar mehr, und notiert euch das und freut euch. Und wenn ihr dann ein bestimmtes Ziel erreicht habt, meinetwegen 80 bpm, wenn ihr das geschafft habt, dann belohnt euch mit irgendwas. Also statt euch mit anderen zu vergleichen und euch schlecht zu fühlen, weil ihr noch nicht so gut seid wie irgendein YouTube Crack, freut euch darüber, was ihr geschafft habt und dass ihr ein Stück besser spielen könnt als noch am Vortag.

Zum Abschluss möchte ich Euch noch einen Gedanken mit auf den Weg geben, den ich mal von einer guten Freundin bekommen habe, die auch Geigerin ist, sie ist Geigerin in einem klassischen Symphonieorchester. Und die hat mal gesagt, wenn man jetzt in einer Vorspiel-Situation ist zum Beispiel: Es muss nicht perfekt sein, wie du spielst, es reicht, wenn es gut ist. Und mir hat das mal sehr gut, sehr geholfen und ich muss da immer wieder dran denken, weil es einem so den Druck raus nimmt, denn in den allerseltensten Fällen spielen wir etwas perfekt, wir finden immer irgendetwas, was wir besser machen könnten, und wenn wir uns von vornherein den Druck rausnehmen, dass wir es jetzt perfekt schaffen müssen und beispielsweise den Tune jetzt perfekt in einer bestimmten Geschwindigkeit spielen müssen, dann nehmen wir uns eine Menge Druck von den Schultern und wahrscheinlich klappt es dann besser als vorher. Also raus mit dem Perfektionismus, freut euch über kleine Fortschritte, freut euch darüber, dass ihr überhaupt diesen Tune spielen könnt und dass ihr ihn jeden Tag ein bisschen besser und ein bisschen schneller spielen könnt. Und irgendwann kommt die Geschwindigkeit von ganz alleine.

Ja, das waren meine Gedanken, meine Erfahrungen zum Thema „Wie kann ich schneller werden auf der Fiddle? Wie kann ich die Tunes lernen schneller zu spielen?“ Vielleicht habt ihr auch irgendwelche Tipps, wie ihr das übt, das würde mich sehr interessieren. Ihr könnt mir gerne eine Nachricht schreiben oder mich über Social Media erreichen und kommentieren und ich würde mich natürlich auch sehr freuen, wenn ihr den Podcast weiterempfehlt. Alle Möglichkeiten, wie ihr zu mir findet, findet ihr wie immer auch in den Show Notes, und ich wünsche euch viel Spaß und viel Erfolg beim Üben und ich freue mich, wenn ihr bei der nächsten Folge wieder einschaltet. Bis dahin fiddle on, eure Ulli.

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