fiddle di du – der Podcast rund ums Fiddeln

Podcastfolge #07 – Verzierungen

Hallo und herzlich Willkommen, es wird Zeit für eine neue Podcastfolge von Fiddle di du, dem Podcast rund ums Fiddeln, und für heute habe ich mir mal überlegt, ich spreche über ein Thema, das wirklich wichtig ist, wenn wir fiddeln wollen, und das sind Verzierungen. Ganz oft ist es ja so: Wir hören irgendwas, wir hören ein Stück, ob es nun ein Bluegrass Stück oder ein Irish Folk Stück ist, und wir wollen das gerne nachspielen und dann besorgen wir uns die Noten und dann fehlt aber was ganz Essenzielles. Und das sind meistens die Verzierungen, und diese Verzierungen können je nach Stil sehr unterschiedlich sein. Es gibt Verzierungen, die im Irish Folk sehr viel benutzt werden, aber kaum im Jazz zum Beispiel. Es gibt Verzierungen, die sind typisch für skandinavische Musik und dann sind sie natürlich auch von Instrument zu Instrument verschieden.

Was sind denn Verzierungen eigentlich? Ja, also, wie der Name schon sagt, wir verzieren eine Note damit. Das kann zum Beispiel so etwas sein wie ein Triller oder ein Vorschlag, aber es gibt natürlich noch ganz viele andere Verzierungen, die man benutzen kann. Verzierungen heben eine Note in einem Tune besonders hervor, und insgesamt sollen Verzierungen in einem Tune diesen Tune einfach schöner machen. Wir können uns das vorstellen wie ein schönes Stück Apfelkuchen mit einem Sahnehäubchen obendrauf, und da komme ich auch schon mal zu einer der wichtigsten Sachen aus meiner Sicht, was Verzierungen betrifft: Wir wollen nicht den Apfelkuchen in Sahne ertränken, sprich wir wollen die Melodie nicht vollklatschen mit Verzierungen, sondern die Melodie des Tunes soll im Vordergrund bleiben, und diese Melodie soll eben nicht verdeckt werden durch die ganzen Verzierungen, die wir drauf klatschen, und der Geschmack des Apfelkuchens soll eben nicht durch zu viel Sahne überdeckt werden sozusagen.

Verzierungen sind auch ein Mittel der Improvisation beim Fiddeln. Fiddeln ist ja generell sowieso ein viel freieres Spielen, als wir es aus der Klassik gewohnt sind. Und ein Teil davon sind eben Verzierungen, weil wir spontan und frei entscheiden können, welche Verzierungen wir wo einsetzen wollen, zum Beispiel jetzt mal, wenn wir uns den Irish Folk angucken, und wir spielen einen Tune, meistens wird er ja mindestens dreimal hintereinander gespielt, dann wird das wahrscheinlich irgendwann langweilig, den immer gleich zu spielen, das heißt, wenn wir den Tune gut können, können wir uns bei jedem Durchgang andere Verzierungen überlegen, wie wir den Tune variieren und eben hübscher machen wollen.

Ich möchte euch jetzt einfach mal ein paar Verzierungen beispielhaft zeigen, ich fange hier an mit dem Slide. Das ist wohl eine der bekanntesten Verzierungen, die sehr gerne benutzt wird, manchmal auch im Übermaß. Auch da muss man also auch aufpassen, dass man diesen Slide nicht überall rein klatscht. Er wird vor allem im Blues und Jazz sehr gerne verwendet, aber auch im Irish Folk zum Beispiel oder im Oldtime und Bluegrass natürlich. Und was ein Slide ist, ist im Prinzip, wir setzen den Finger einen Halbton unter der eigentlichen Note auf. Ich spiel jetzt mal einen Slide auf dem Cis, das heißt ich setze den Finger auf das C und rutsche dann ins Cis. Je nach Tune kann man diesen Slide länger machen oder kürzer machen, mehr betonen oder weniger betonen. Das wäre eine sehr kurze Version, das wäre eher die lange Version. Wichtig ist, dass wir die eigentliche Note, also die Zielnote, nicht aus dem Auge verlieren und uns nicht zu sehr auf den Slide konzentrieren, sondern darauf konzentrieren, wo wir hinwollen, nämlich auf das Cis.

 

Eine weitere sehr einfache Verzierung ist auch der Vorschlag, der auch in sehr vielen Stilen zu finden ist, zum Beispiel in der skandinavischen Musik. Und der geht ganz einfach, nämlich wir nehmen wieder die Zielnote Cis, statt direkt das Cis zu spielen, spielen wir davor ein H. Ich habe dazu auch mal einen Blogbeitrag verfasst, den findet ihr auf meiner Website www.fiddleschool.de, da habe ich das noch mal ganz genau erklärt, wie der Vorschlag funktioniert. Und zum Slide habe ich da auch mal was geschrieben, also schaut da gerne mal rein, wenn ihr genauer wissen wollt, wie man diese Verzierung spielt.

Was in Irland sehr häufig benutzt wird, ist der sogenannte Roll, den möchte ich auch ganz kurz ansprechen, da rollt man einmal um den Ton herum. Wir nehmen wieder das Cis, und der hört sich dann ungefähr so an. Jetzt habt ihr wahrscheinlich gar nicht gehört, was da eigentlich passiert, das will ich euch jetzt kurz erklären. Man rollt einmal um das Cis herum, man rollt einmal nach oben, zurück aufs Cis, runter aufs H, und dann landet man wieder auf dem Cis und das alles möglichst schnell. Auch hier wieder: Wichtig ist das Cis, und alle anderen Noten sind eben die Verzierung. Die sind das Sahnehäubchen, aber das Cis darf man nicht aus dem Blick verlieren. Das ist die Hauptnote, das ist die wichtige Note im Tune.

Eine weitere mögliche Verzierung aus dem Irish Folk, aber auch aus dem Scottish Folk und Cape Breton ist das Triplet und im Fall des Triplets ist es so, dass wir einfach statt einer Note spielen wir drei Noten, von denen die ersten beiden möglichst schnell sind. Es ist eigentlich kaum zu hören, was man da macht. Das ist eine Bewegung, die hauptsächlich aus den Fingern kommt. Und die dritte Note von diesen drei Noten, die bleibt dann stehen. Triplet heißt eigentlich Triole, ist in diesem Fall aber falsch. Wir spielen zwar drei Noten, aber diese drei Noten sind nicht gleich lang, von daher das bitte nicht verwechseln. Je nachdem, ob man nun in Schottland ist oder in Irland oder in Cape Breton wird dieses Triplet auch noch unterschiedlich gespielt. Das heißt, jede Verzierung hat wieder ihre eigenen Unterarten quasi, und wenn man sich jetzt mit einem bestimmten Fiddle Stil beschäftigt, lohnt es sich auf jeden Fall, sich auch genau die Verzierung dieser Stilistik anzuschauen, weil, wie gesagt, die sind überall ein bisschen anders.

Das waren jetzt mal ein paar kleine Beispiele für Verzierungen, die man machen kann, und jetzt möchte ich noch darauf zu sprechen kommen, was man falsch machen kann, wenn man Verzierungen benutzt. Also das Erste ist erstmal, dass man versuchen sollte, diese Verzierungen möglichst leicht klingen zu lassen, das heißt, es lohnt sich wirklich, diese Verzierungen zu üben, damit sie euch wirklich leicht von der Hand gehen. Wenn man anfängt mit diesen Verzierungen, gerade die etwas schwereren, wie zum Beispiel der Roll oder das Triplet, dann kann es passieren, dass man sich dann so auf diese Verzierung konzentriert, dass die Note eben auf einmal an Bedeutung verliert, dass die Note, die wir eigentlich betonen und verschönern wollten, auf einmal quasi verschwindet unter der Verzierung und das wollen wir natürlich vermeiden. Sprich wenn ihr einen Roll spielen wollt, übt ihn schön, damit er dann wirklich eher beiläufig klingt und ihren Zweck erfüllt, nämlich die Note verschönert und sie nicht überdeckt. Denkt noch mal an den Apfelkuchen und des Häubchen Sahne darauf.

Ein weiterer Fehler, den man machen kann, ist, man entdeckt die tollen vielen neuen Verzierungen, die man machen kann, und dann knallt man den Tune voll mit Verzierungen, und auch da passiert wieder das gleiche wie im kleinen, nämlich der Tune wird überdeckt mit viel zu vielen Verzierungen und ist an sich, die Melodie an sich ist dann gar oft gar nicht mehr zu erkennen, weil man nur noch Slides hört und Rolls und Triplets und Vorschläge und was weiß ich nicht alles und auch hier wieder: zu viel Sahne auf dem Kuchen. Man muss nicht jede Note verzieren, man muss auch nicht jede lange Note verzieren, man kann eine Note auch einfach mal simpel stehen lassen, das kann wunderschön sein und dann kann man sie beim nächsten Durchgang vielleicht wieder verzieren, aber ganz oft gilt bei Verzierungen das Motto „weniger ist mehr“.

Um das Ganze mal zusammenzufassen und ein kleines Fazit zu ziehen zu diesem Thema, zum Thema Verzierungen: Erst einmal, sie gehören dazu, wenn man sich mit dem Fiddeln beschäftigt, egal mit welchem Stil man sich beschäftigt, Verzierungen gehören dazu, sie machen unheimlich viel Spaß, sie bieten einem die Möglichkeit zu improvisieren und den Tune nach eigenem Geschmack zu gestalten. Und man kommt da einfach nicht drum rum. Wenn man sich mit Verzierungen beschäftigt, sollte man sich anschauen, in welchem Stil bin ich gerade unterwegs? Spiel ich gerade einen arabischen Folktune, spiele ich einen Reel oder spiele ich eine schwedische Polska, spiele ich einen Blues, und dann sollte man sich anschauen, okay, welche Verzierung passt auch in diesen Stil hinein? Dazu ist es auf jeden Fall hilfreich, sich ganz viel Musik aus dem Bereich anzuhören und mal genau hinzuhören, was die Fiddler da eigentlich spielen, und mal versuchen rauszufinden, was für eine Art von Verzierung die überhaupt verwenden. Und was ich jetzt schon mehrmals gesagt habe, nicht zu viel Sahne auf dem Kuchen, weniger ist mehr, lieber gezielt ein paar kleine Verzierungen setzen, als den ganzen Tune mit Verzierungen überdecken, denn wir wollen die Melodie des Tunes hervorheben mit den Verzierungen, und wir wollen sie nicht verdecken.

Wenn ihr das jetzt mal ausprobieren wollt, nehmt euch am besten einen einfachen Tune, den ihr wirklich richtig gut könnt, und probiert mal vorsichtig, hier und da eine Verzierung einzusetzen, und schaut mal was das mit dem Tune macht. Ich wünsche euch viel Spaß dabei, und wenn ihr mehr über mich und mein Angebot wissen wollt, kommt gerne auf www.fiddleschool.de, da findet ihr alle Informationen. Ich würde mich natürlich wie immer auch über eine gute Bewertung meines Podcasts freuen und freue mich, wenn ihr beim nächsten Mal wieder einschaltet – bis dahin fiddle on, eure Ulli.

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